Guten Tag!

Hardy Prothmann: Nach 15 Jahren überregionalem Journalismus arbeitet er wieder als Lokaljournalist. "Ich habe den Spaß meines Lebens", sagt er, und: "Seinen Job lieben und die Leser ernst nehmen."
Ich blogge seit Mai 2009 mit dem http://heddesheimblog.de. Im Dezember 2009 kam das http://hirschbergblog.de dazu, im Februar 2010 das http://ladenburgblog.de, im November 2010 das http://weinheimblog.de und seit Januar 2011 gibt es das http://rheinneckarblog.de.
Meine Blogs
Die Lokalblogs widmen sich Themen aus der jeweiligen Gemeinde, die alle in Nordbaden im Rhein-Neckar-Kreis liegen. Hirschberg an der Bergstraße ist mit 9.500 Einwohnern die kleinste Gemeinde, die Altersstruktur ist „älter“ und die Einwohner sind „wohlhabend“.
Heddesheim und Ladenburg sind mit je 11.500 Einwohnern gleich groß, Ladenburg ist aber Stadt. Während Heddesheim eher Wohngemeinde ist, ist Ladenburg durch viele Veranstaltungen, eine lebendige Infrastruktur und Tourismus („Römerstadt“) gekennzeichnet.
Mit Weinheim hat sich die Zahl der Einwohner, die die Blogs erreichen, mehr als verdoppelt. 43.000 Menschen leben hier an der Grenze zu Hessen.
Mit dem rheinneckarblog kann ich auch regionale Nachrichten veröffentlichen. Dabei kooperiere ich mit http://nokzeit.de (Neckar-Odenwald) und http://die-stadtredaktion.de (Heidelberg).
Mein Gebiet.
Teile des Rhein-Neckar-Kreises gehören zur „Metropolregion Rhein-Neckar“, dem siebtgrößten Ballungsraum in Deutschland. Oberzentren sind Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Weitere Städte Speyer, Worms, Viernheim, Heppenheim und Schwetzingen.
Mehrere große Unternehmen wie BASF, SAP, Mercedes-Benz, ABB, Freudenberg usw. haben hier ihren Hauptsitz oder wichtige Niederlassungen.
Konkurrenz.
Der regionale Zeitungsmonopolist ist im Raum Mannheim der Mannheimer Morgen. In Weinheim gibt es die Weinheimer Nachrichten, die ihren Mantel vom Mannheimer Morgen beziehen und nur eine Lokalredaktion betreiben. An der Bergstraße und im Heidelberger Raum ist die Rhein-Neckar-Zeitung als Flächenzeitung aktiv.
Regionale Hörfunksender sind Radio RPR und Radio Regenbogen, die journalistisch überhaupt keine Rolle spielen, sondern den klassischen Dudelfunk anbieten, alles lustig, Musik kommt aus der Hot-Rotation. Der SWR unterhält in Mannheim ein Studio, wo auch das Rhein-Neckar-Fernsehen seinen Sitz hat.
Diese Medien begreifen meine Blogs als Konkurrenz, hüten sich aber, einen der Namen auch nur irgendwie zu erwähnen, während ich den Zeitungen „Bratwurstjournalismus“ vorwerfe und sie ab und an deftig kritisiere, vor allem dann, wenn wieder einmal ein Redakteur eine Pressemitteilung umschreibt und dann seinen Namen drübersetzt oder eindeutige Klientelberichterstattung stattfindet. Das ist nämlich Schweinebackenjournalismus, ein neuer Begriff, der sich noch nicht etabliert hat.
Journalistisches Ziel.
Die Blogs erreichen zwischen 3.000 und 5.000 LeserInnen und Leser täglich. Angeblich bis zu einer Million Pageimpressions im Monat – aber das sind die statistischen Zahlen von 1&1, die wahrscheinlich nicht stimmen. Seit Januar läuft Piwik als Zähler und Alternative zu Google Analytics. Die neuen Zahlen werden sicher niedriger liegen. Aber es braucht Zahlen, die man auch Werbekunden plausibel erklären kann.
Mein journalistischer Ansatz ist zum einen, das Tagesgeschehen abzubilden. Dabei gilt: Mut zur Lücke. Mit rund sieben freien Mitarbeitern werden die Themen ausgewählt und besetzt. Manches ist Terminjournalismus, wir versuchen aber immer eigene Themen zu setzen, hintergründig zu sein und recherchestark zu sein.
Das hindert uns nicht, auch Pressemitteilungen zu verbreiten – über Veranstaltungen und Termine oder solche, von denen wir denken, dass sie informativ sind und keine tieferen journalistischen Behandlung benötigen.
Manchmal übernehmen wir auch Gastbeiträge – beispielsweise vom Pressesprecher der Stadt Weinheim, ein früherer Journalist, der ansprechend schreibt. Oder vom Pressewart der Feuerwehr Weinheim, der informativ und kenntnisreich schreibt.
Auch verschiedene Vereinspressewarte schreiben unter ihrem Namen auf unseren Blogs – immer auf dem Weg über die Redaktion und mit transparenter Nennung der Quelle und Funktion der Autoren.
Außerdem setze ich auf Meinungsbeiträge – die Kommentare gehören zu den meistgelesenen und -kommentierten Artikeln. Die Schattenseite: Bislang gab es drei Abmahnungen, eine Unterlassung mussten wir aus Kostengründen akzeptieren.
Finanzierung.
Ziel ist es, nach und nach auch die anderen Gemeinden mit Lokalblogs zu versorgen. Ein Standbein für die Finanzierung ist lokale Werbung. Dazu verdiene ich Geld mit Beratungen und Seminaren.
Es ist nicht ganz einfach, Werbetreibende, die bislang an Print gewöhnt sind, von online zu überzeugen. Aber es geht positiv voran und ich erwarte dieses Jahr, dass sich die Arbeit durch die Umsätze tragen wird.
Aus meiner nun 1,5-jährigen Erfahrung würde ich sagen, dass es gut zwei Jahre dauert, bis man finanziell einen Erfolg erwarten kann.
Es gibt natürlich jede Menge anderer Finanzquellen, die man individuell ausprobieren kann. Einen Förderverein, Spenden, Shops, Sponsoren.
Zusammen erreicht man mehr.
Ich bringe hier alle meine Erfahrungen mit den Blogs ein – sowohl journalistisch als auch geschäftlich.
Ich bin davon überzeugt, dass ich von anderen viel lernen kann und dass man mit „Geben und Nehmen“ besser vorankommt, als wenn man Einzelkämpfer ist.
Mittlerweile bin ich technisch ganz fit, ich bin aber kein Programmierer und komme immer wieder an den Punkt, dass mir Kenntnisse fehlen, die ich dringend bräuchte.
Eine große Unterstützung ist beispielsweise die Zusammenarbeit mit einer Grafikerin – dadurch kann ich Anzeigenkunden einen professionellen Service bieten. Diese Zusammenarbeit hat das Anzeigengeschäft sofort befördert.
Sehr dringend suche ich Leute, die Anzeigen verkaufen – wenn ich das selbst mache, fehlt mir die Zeit für den Journalismus und umgekehrt.
Falls also ein Vertriebsprofi das liest und Interesse hat… 🙂
Meine Vorgeschichte: Ich habe von 1989-1994 in Mannheim Germanistik und Politik studiert und von 1991-1994 als Freier für den Mannheimer Morgen-Stadtausgabe gearbeitet. Seit 1994 nur noch überregional (siehe http://prothmann.org).
Warum das alles?
Die Rückkehr in den Lokaljournalismus macht mir „den Spaß meines Lebens“, wie ich mal in einem Interview gesagt habe.
Warum? Ganz einfach. Man ist nah dran und weiß, für wen man arbeitet: die Menschen, die hier vor Ort leben. Ich bin Journalist aus Überzeugung: Die so genannte 4. Gewalt ist wichtig für die Demokratie in Deutschland und die ist da, wo die Menschen sind. Lokal.
Lokaljournalismus ist überall auf dem Rückzug. Ich glaube, dass Blogs die Zukunft des Lokaljournalismus sind. Und ich glaube, dass sich das finanzieren lässt – so gut, dass man davon leben kann und hoffentlich auch ein wenig besser. 😉
Deswegen mache ich das.
Beste Grüße
Hardy Prothmann
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