Mannheim, 20. September 2012. (red) Benjamin O’Daniel hat für den „Journalist“ einen lesenswerten Text geschrieben, der verständig und umfangreich verschiedene hyperlokale Webangebote beschreibt. Sehr zu unserer Freude natürlich einige aus dem istlokal.de-Netzwerk. Es gibt aber eine Sache die stört: Die leidige Feststellung über noch zu geringen Einnahmen.
Von Hardy Prothmann
Kompliment an Andreas Moll, Dirk Gebhardt und Tamara Soliz. Die drei Gründer von meinesüdstadt.de machen ein vorbildliches Angebot. Und ihr Kundenpartnermodell war auch für uns ein Vorbild. Immerhin 65.000 Euro generieren die drei im Jahr schon an Umsatz. Das ist für ein „Nebenbei-Angebot“ sehr viel Geld. Natürlich zu wenig, um alle drei auskömmlich zu bezahlen und dann auch noch die Mitarbeiter anständig zu honorieren. Aber ein Anfang ist gemacht.
Auch meine Rheinneckarblogs (heddesheimblog.de und elf weitere) verdienen Geld. Die Mitarbeiter werden besser bezahlt als das bei vielen Tageszeitungen der Fall ist. Und damit bin ich bei der Frage, ob freie Journalisten im Lokalen bei tradionellen Medien von ihrer Arbeit „leben können“? Oder brauchen sie andere Jobs, um sich über Wasser zu halten?
Die Antwort kennt jeder, der im Lokaljournalismus zugange ist. Zeilenhonorare von 10-40 Cent, Bildhonorare von 10-40 Euro reichen nicht, um „davon leben zu können“. Und inhaltlich? Viele Freie bekommen die Jobs, auf die die Redaktionen keine Lust haben. Sie machen dann Dienst, wenn die Redakteure frei haben. Und unterm Strich verdienen viele nur wenige hundert Euro im Monat und das über Jahre. Karrierechancen gibt es keine und wer Probleme macht, fliegt schnell raus. In der Schlange warten schon viele andere, die sich eine chancenlose Chance ausrechnen. „Kann man davon leben?“ Wieso taucht diese Frage immer wieder im Zusammenhang mit den noch jungen Blogs auf – und nicht in Zusammenhang mit den Tageszeitungen, die schon seit Jahrzehnten ihre freien Mitarbeiter schröpfen?
Es wird nicht besser werden. Die Umsätze der Zeitungen gehen zurück. Überall herrscht Kostendruck und das schwächste Glied in der Produktionskette merkt das zuerst: die Journalisten.
Es gab in den vergangenen Jahren einige sehr gute Neugründungen – ob auf dem Land oder in der Großstadt. Lokale und regionale Blogs haben gezeigt, dass sie ihre Leser/innen finden und immer mehr Gewerbetreibende und Firmen interessieren sich für Werbung auf diesen frischen Angeboten.
Der Markt für Internetanzeigen muss aber gerade lokal und regional aufgebaut werden. Hier ist nach wie vor Überzeugungs- und Vertrauensarbeit zu leisten. Denn auch hier haben die Verlage verbrannte Erde hinterlassen. Aus ihrer Angst vor dem Internet heraus haben sie Online-Anzeigen verschenkt. Motto: Ist eh nix wert. Nur die gedruckte Anzeige haben sie sich teuer bezahlen lassen. Aber da machen viele Firmen nicht mehr mit.
Diese wollen fair bepreiste Anzeigen bezahlen. Beispielsweise in einem Partnerprogramm. 50 Euro im Monat ist Geld, aber kein Preis, über den man lang nachdenken muss. Man muss die Kunden allerdings zum Nachdenken bringen. Also aktive Akquise betreiben. Für viele freie Journalisten ist das Neuland. Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie lernen das oder jemand anderes übernimmt das.
Dann werden auch immer mehr unternehmerisch tätige Journalisten davon (zum Teil) leben können – mit einem Riesenvorteil gegenüber vorher. Sie sind nicht vom Gutdünken der Verlage abhängig, gestalten inhaltliche Linien selbstverantwortlich und den Lohn ihres Fleißes streichen sie selbst und nicht andere ein.
Während die Umsätze der Lokalblogs wachsen, gehen sie bei den Zeitungen rapide zurück. Angeblich sollen sie aktuell auf dem Niveau von 1988 liegen.
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