
Lassen sich über Paywalls mehr als „lousy pennies“ verdienen?

Die Bezahlung muss schnell und einfach funktionieren. Sonst kann es nicht klappen. (Bild: abendblatt.de)
Gmund, 31. Oktober 2012. (red/cm) Im Netz herrscht eine „Kostenlos-Kultur“ vor. So oder so ähnlich lautet oftmals der Vorwurf, wenn große Medienhäuser zu den Chancen einer Paywall befragt werden. Tatsache ist: Nutzer sind durchaus bereit für Inhalte zu bezahlen. Doch der Weg dorthin muss einfach sein.
Spiegel, ZEIT, Welt, FAZ und Süddeutsche – sie haben alle eines gemeinsam. Ihre Web-Auftritte beinhalten keine Paywall. Zumindest noch nicht. Bereits bei den Medientagen München 2012 verdeutlichten einige der Verlagshäuser, dass man in absehbarer Zeit auf eine Paywall umsatteln werde.
Was ist eine Paywall?
Bei einer Paywall handelt es sich um eine Bezahlschranke im Netz. Im Falle journalistischer Angebote sieht diese so aus: Wer einen bestimmten Artikel lesen will, muss dafür einen gewissen Betrag zahlen. Darüber hinaus sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Bei den Zugangsmöglichkeiten gibt es momentan vor allem drei Varianten:
- Free – also alles kostenlos
- Freemium – ein Teil der Inhalte oder eine bestimmte Artikelzahl kann kostenlos gelesen werden, danach muss bezahlt werden
- Premium – die Artikel sind nur per Bezahlung zugänglich
Wie genau die Abrechnung abläuft, ist dabei unterschiedlich. Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreszugänge sind üblich. Wieder andere – wie etwa die New York Times – koppeln einen Online-Zugang parallel an ein Print-Abo. Wer also Print abonniert, kommt kostenlos an die Netzinhalte.
Welches dieser Modelle besonders treffsicher ist, lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Klar ist, dass der kostenlose Zugang über kurz oder lang sein Ende finden wird. Zumindest bei den meisten Angeboten.
Spiegel Online etwa wehrt sich vehement gegen eine Paywall. Der Grund dafür ist einfach: Das Angebot trägt sich auch ohne Paywall ausgezeichnet. Die Beiträge plötzlich „wegzusperren“ würde das funktionierende System gefährden.
Die Paywall geht nur gemeinsam
Ebenso klar ist aber auch, dass eine Paywall nur dann funktionieren kann, wenn mehrere Verlagshäuser miteinander kooperieren. Das gegenseitige Misstrauen war wohl bisher auch mit der Hauptgrund, wieso es in Deutschland kaum Paywalls gibt.
Keiner möchte den ersten Schritt alleine riskieren, um die Leserschaft dann schlimmstenfalls vollständig an die Konkurrenz zu verlieren. Wenn mehrere Angebote parallel eine Paywall realisieren, werden die Ausweichmöglichkeiten geringer.
Einfach und schnell muss es sein
Der Erfolg einer Paywall hängt jedoch nicht nur davon ab, dass mehrere Verlage gleichziehen. Vor allem die Nutzer müssen an Bord geholt werden. Insbesondere im Hinblick auf die Usability – also die Nutzerfreundlichkeit – einer Paywall muss einiges beachtet werden.
Wenn es zu langwierig oder kompliziert ist, einen Artikel zu kaufen, werden viele Nutzer ihr Geld woanders ausgeben. Der Buchungsprozess muss schnell und flüssig ablaufen. In Slowenien ist es den führenden Online-Medien in Zusammenarbeit mit dem Start-Up Piano Media gelungen, das zu realisieren.
Eine gemeinsame Paywall, die binnen weniger Klicks Zugang zu aktuellen Artikeln bietet. Nur so kann man die Nutzer an Bord holen. Auch für den Lokaljournalismus kann dieses System eine Option sein. Aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen und dem Nutzer eine einfache Bedienung liefern.
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Christian Mühlbauer studiert Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach. Darüber hinaus ist er seit mehreren Jahren als Journalist tätig. Zu seinen Fachgebieten gehören neben Politik & Wirtschaft vor allem Internet, Recht, SEO sowie Medientechnik. Darüber hinaus ist er am Medienportal www.medienfilter.de beteiligt.
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